Ideen und Vorbilder für den Harztourismus

Die Ferienregion Rübelandbahn bietet Ruhe, Erholung, Natur, Höhlen, Seen,  Wandermöglichkeiten und einige Attraktionen wie Bergbaumuseen, historische Bahnen, Talsperren, gemütliche Gaststätten und hübsche Ortschaften. Zusätz-liche "Highlights" sind nicht notwendig, ja sogar kontraproduktiv, denn diejenigen Touristen, die sich von der Region angesprochen fühlen, brauchen keine lärmenden Diskos, Seilrutschen und Motorradrennen, sondern sie wollen sich im Einklang mit der Natur zu Fuß bewegen. Daher sollten behutsam Maßnahmen getroffen werden, die die Bedürfnisse dieser zahlungskräftigen Klientel noch besser berücksichten. Voraussetzung ist jedoch eine funktionierende Verwaltung, welche selbstbewußt gegen kurzfristige Modeerscheinungen zu handeln vermag. 

 

1. Verwaltungsstruktur optimieren

Seit dem 01.01.2010 nennt sich das gesamte Gebiet nördlich von Blankenburg über Rübeland und Elbingerode sowie Hasselfelde bis nach Benneckenstein "Stadt Oberharz". Weil aber bereits seit langem im Westharz eine Gemeinde Oberharz existiert, gibt es seither einen Namens-Streit.

 

Es stellt sich tatsächlich die Frage, wie die Idee aufgekommen konnte, in Kon-kurrenz den Namen "Oberharz" für ein Konglomerat von 10 kleinen Kommunen zu verwenden und dazu dieses ländlich geprägte Gebilde auch noch "Stadt" zu nennen. Derzeit steht die "Stadt Oberharz" zu allem Überfluß auch noch vor der Zwangsverwaltung, weil die Kommune in dieser Form offensichtlich vor Ort nicht zu verwalten und daher in ernste finanzielle Schieflage geraten ist: http://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/wernigerode/1041140_Zehn-Orte-sitzen-in-einem-Boot-und-sind-vom-finanziellen-Untergang-bedroht.html

 

Wie die enorme Schuldensumme von gut 21 Millionen Euro von Anfang 2010 bis Ende 2012 bei gleichzeitigen Zuwendungen des Landes von 12 Millionen Euro ent-stehen konnte, ist unklar. Es ist höchste Zeit, das strukturelle Defizit abzustellen und Ideen zur Stärkung der Einnahmeseite umzusetzen.

 

Sollte ein wenig Vernunft einkehren, muß diese absurde und erfolglose Gemeinde-Struktur rückgängig gemacht werden. Die einzelnen Ortschaften wie Rübeland oder Benneckenstein haben eigene Geschichte und eigenen Charakter und sollten daher individuell geleitet und vermarktet werden. Deshalb müssen die Orte ihren Namen und ihre Identität zurückerhalten. Bestimmte Dienstleistungen kann man dann getrost im Verbund verrichten, möglichst mit den Städten Thale, Blankenburg und Wernigerode zusammen. Touristen aber wollen beispielsweise den kleinen Ort Neuwerk besuchen und nicht Stadt Oberharz-Elbingerode-Rübeland-Neuwerk. Wobei übrigens die Mitarbeiter an den Ständen der Harzregion bei Tourismusmessen häufig nicht wissen, was und wo Neuwerk ist! Aber das ist ein anderes Kapitel...

 

2. Autofreier Tourismus

Die Idee, Urlaub in einer autofreien und motorradfreien Region zu verbringen, wird in einigen Ländern konsequent umgesetzt. Dieses Angebot wird von vielen Urlaubern gerne angenommen. Der Anstieg der Besucherzahlen beweist es. In Deutschland sind bislang nur Inseln autofrei. Es spricht jedoch nichts dagegen, auch im Nord-Harz ein solches Konzept zu verwirklichen. Dazu werden Parkplätze oder Parkhäuser am Rande des Harzes benötigt und öffentliche Verkehrmittel, die den Transport der Urlauber vom Auto zum Hotel und zu den Attraktionen der Region durchführen. Selbstverständlich gehören dazu neben Bahn und Bus auch Taxis und Elektroautos. Dieses ist vorbildlich in der Schweiz organisiert, so daß ein Projekt dieser Art im Harz dort Vieles abschauen könnte.

 

Die Schweiz

Die "Gemeinschaft autofreier Schweizer Tourismusorte" (GaST) www.auto-frei.ch gibt es seit 1988, ihm gehören die folgenden Orte an:

Braunwald       www.braunwald.ch

Bettmeralp      www.bettmeralp.ch

Mürren            www.muerren.ch

Riederalp        www.riederalp.ch

Rigi                 www.rigi.ch 

Saas-Fee        www.saas-fee.ch

Stoos              www.stoos.ch

Wengen         www.wengen.ch

Zermatt          www.zermatt.ch 

 

Österreich

Seit einigen Jahren läuft das Projekt "Sanfte Mobilität - Autofreier Tourismus" in Werfenweng (www.werfenweng.eu). Verschiedene Bundesministerien unter-stützen das Projekt, welches sich als nachhaltiger Erfolg erwiesen hat.  

 

Deutschland

Die ostfriesischen Inseln Juist, Langeoog, Spiekeroog und Wangeroge sind autofrei und werben erfolgreich damit.

www.urlaubsziel-ostfriesland.de/ostfriesische_inseln.htm

Auf Hiddensee ist das Autofahren ebenfalls nicht gestattet, für viele Urlauber der Hauptgrund, hierher zu kommen.

www.hiddensee.de

Auf Inseln lassen sich gewiß solche Maßnahmen einfacher umsetzen als auf dem Festland. Dennoch sollte man darüber nachdenken, eine Region wie den Harz als Insel zu betrachten, auf der besondere Regeln gelten:

Für die Ferienregion Rübelandbahn ist es zunächst vordringlich, die Motorrad-fahrer von den Strassen und aus den Wäldern zu verbannen. Diese stellen mit ihren schweren Maschinen eine Lebensgefahr für alle Verkehrsteilnehmer dar und verschmutzen die Umwelt durch Lärm und Abgase. Besonders lästig sind Rennen und Kunststückchen, die rund um den Tunnel an der Staumauer der Rappbode-Talsperre stattfinden. Diese ließen sich von den zuständigen Behörden unter-binden, wenn die denn wollten.

 

3. Bahnanbindung verbessern

Auch ohne Auto muß die Mobilität von Touristen gewährleistet sein. Daher ist der öffentliche Personennahverkehr auszubauen und insbesondere die Bahnanbin-dung zu verbessern. Die Rübelandbahn muß reaktiviert werden und regelmäßigen Personenverkehr erhalten. Die Strecke nach Drei-Annen Hohne wird wieder aufge-baut, um einen Übergang zu den Harzer Schmalspurbahnen (HSB) herzustellen. Dies ist um so mehr geboten, weil die HSB 2023 ernsthaft über eine Verlängerung ihrer Strecke nach Braunlage nachdenken und daher große Synergie-Effekte zu er-warten sind. Selbstverständlich muß das so reanimierte Bahnnetz mit einem für den Kunden einfachen Tarifsystem nutzbar sein. Hier könnte die Schweiz Vorbild sein.